Die „Queen Bee“

Eine Geschichte über Narzissmus, Macht und Spiritualität, die plötzlich jemandem gehören soll

Hast du schon einmal von einer Frau gehört, die man eine „Queen Bee“ nennt?

Das ist kein offizieller psychologischer Begriff. Ich benutze ihn bewusst. Nicht, weil er harmlos klingt, sondern weil er präzise ist. Er beschreibt besser als jedes Lehrbuch, was passiert, wenn Narzissmus nicht laut, sondern elegant auftritt.

Die Queen Bee ist im Kern eine Frau mit stark narzisstischen Mustern, die sich selbst zur zentralen Figur in ihrem Umfeld macht. Nicht durch Druck. Nicht durch Gewalt. Sondern so selbstverständlich, dass es kaum jemand sofort bemerkt.

Alles läuft über sie.
Meinungen. Stimmungen. Entscheidungen.
Und genau so beginnt es.

Am Anfang fühlt sich alles harmlos an

Am Anfang wirkt sie interessant. Zugewandt. Klug. Oft spirituell.
Sie spricht ruhig, reflektiert, mit Überzeugung. Du hast das Gefühl, sie sieht Dinge, die andere übersehen. Nichts daran fühlt sich manipulativ an. Eher wie Orientierung. Wie jemand, der „weiter“ ist.

Sie sagt nicht: Ich weiß es besser.
Sie sagt: Ich habe Erfahrung.
Ich habe etwas erkannt.
Ich kann dir helfen.

Und diese „Erfahrung“ stellt sie bei jeder Gelegenheit in den Vordergrund.
Seit X Jahren macht sie dies.
Seit X Jahren arbeitet sie damit.
Seit X Jahren lebt sie das.

Auffällig ist nur eines:
Diese Jahreszahlen wachsen.

Mal hat alles vor fünf Jahren begonnen.
Dann waren es plötzlich zehn.
Irgendwann fünfundzwanzig.

Nicht, weil Zeit vergangen ist, sondern weil ihre Geschichte mit jeder Erzählung größer wird. Obwohl belegbar ist, dass vieles davon so nicht stimmen kann. Aber zu diesem Zeitpunkt hörst du noch zu. Du glaubst noch.

Und während du noch zuhörst, verschiebt sich langsam etwas.

Ihre Meinung bekommt mehr Gewicht.
Ihre Wahrnehmung wirkt richtiger.
Ihre Bedürfnisse rücken nach vorne.

Nicht, weil sie es fordert.
Sondern weil man es irgendwann einfach macht.

Der Hofstaat entsteht

Um die Queen Bee herum bildet sich nach und nach ein Kreis aus Menschen.

Einige bewundern sie.
Einige verteidigen sie reflexartig.
Einige ordnen sich unter, ohne es bewusst zu merken.

Sie erschafft Hierarchien, ohne sie auszusprechen.
Sie verteilt Nähe, Anerkennung und Aufmerksamkeit wie eine Währung.

Mal bist du ganz nah dran.
Mal plötzlich auf Abstand.
Und du weißt nie genau, warum.

Dieses Nichtwissen hält dich beschäftigt.
Und genau das ist der Punkt.

Denn solange du damit beschäftigt bist, wieder „richtig“ zu sein,
stellt niemand das System infrage.

Narzisstisches Verhalten – elegant verpackt

Kritik verträgt sie nicht wirklich.
Aber sie reagiert nicht mit offener Wut. Zumindest nicht sofort.

Stattdessen ist sie verletzt.
Missverstanden.
Enttäuscht.

Und plötzlich bist du derjenige, der sich erklären muss.

Sie übernimmt keine Verantwortung,
behält aber jederzeit die emotionale Kontrolle.

Das ist klassischer Narzissmus.
Nur nicht grob.
Sondern kultiviert.

Natürlich hat sie für jede Kritik eine spirituelle Erklärung parat. Dann liegt das Problem nie bei ihr, sondern beim Gegenüber. Da ist eben noch Wut. Groll. Hass. Ein „Thema“, das man noch nicht aufgearbeitet hat – am besten natürlich mit ihrem System.

Oder der Klassiker: Der Kritiker will sie vernichten. Ihr schaden. Sie klein machen. Was auch sonst.

So oder so gilt immer dasselbe:
Wer ihre Machenschaften offenlegt, hat ihr System einfach nicht verstanden.

Und weil es in der Welt der Queen Bee keine andere Erklärung geben darf, bleibt am Ende nur eine Wahrheit bestehen: Sie ist unfehlbar.

Partnerschaft: Nähe nur solange du funktionierst

In Partnerschaften zeigt sich das Muster der Queen Bee besonders klar.
Liebe ist kein freier Raum. Sie ist an Bedingungen geknüpft.

Solange du funktionierst, bist du willkommen.
Solange du bestätigst, zuhörst, dich anpasst, bist du „richtig“.
Eigenständigkeit fühlt sich für sie nicht wie Beziehung an, sondern wie Bedrohung.

Grenzen werden nicht respektiert, sondern uminterpretiert.
Kritik ist kein Gespräch, sondern Angriff.
Abweichung kein Bedürfnis, sondern Illoyalität.

Wenn du dich distanzierst, wird nicht gefragt, was fehlt.
Es wird erklärt, was mit dir nicht stimmt.

Und sobald du gehst, endet die Beziehung nicht ruhig.
Sie wird umgeschrieben.

Du wirst kalt. Undankbar. Egoistisch.
Oder gefährlich.

Nicht, weil es wahr ist.
Sondern weil es zur Geschichte passen muss, in der sie niemals verlassen wird.

Blutfamilie: Loyalität statt Liebe

Noch deutlicher wird es im Umgang mit der eigenen Familie.

Kinder sind keine eigenständigen Menschen, sondern Rollen.
Der Angepasste.
Der Rebell.
Der Stolz.
Die Enttäuschung.

Zuneigung wird verteilt wie ein Belohnungssystem.
Nicht nach Nähe, sondern nach Gehorsam.

Wer sich einfügt, wird geliebt.
Wer sich abgrenzt, wird beschämt.
Wer eigene Wege geht, gilt als Verräter.

Konflikte werden nicht geklärt, sondern verwaltet.
Schuld wird nicht geteilt, sondern weitergereicht.

Und auch hier gilt:
Nicht Beziehung hält die Familie zusammen, sondern Angst vor Ausschluss.

Wer das einmal verstanden hat, erkennt das Muster später sofort wieder.
Denn genau so wird die Queen Bee auch mit ihrem Hofstaat umgehen.
Mit Schülern.
Mit Anhängern.
Mit sogenannten Seelenschwestern.

Was in der Familie beginnt, wird im System perfektioniert.

Und genau hier wird klar, dass das kein Zufall ist.

Wer Nähe nur unter Bedingungen zulässt, wer Loyalität über Beziehung stellt und Kontrolle mit Liebe verwechselt, wird dieses Muster nicht plötzlich ablegen, nur weil der Rahmen größer wird.

Was in Partnerschaften funktioniert und in der Familie eingeübt wurde, skaliert später perfekt.

Der Schritt vom privaten Machtspiel zum öffentlichen System ist kein Bruch.

Er ist die logische Konsequenz.

Denn wer gelernt hat, Menschen im Kleinen zu binden, wird im Großen nicht damit aufhören.

Warum so viele sie verteidigen

Ganz ehrlich: aus Angst, Bequemlichkeit und Selbstschutz.

Ein Teil profitiert direkt vom System. Nähe. Anerkennung. Titel. Bedeutung.
Wer profitiert, stellt keine Fragen.

Ein anderer Teil will dazugehören. Für viele ist es leichter, Teil einer Gruppe zu sein, als alleine zu stehen. Die Queen Bee liefert Struktur, Rollen und ein Gefühl von Wichtigkeit. Auch wenn dieser Halt auf Abhängigkeit basiert.

Dann gibt es jene, die schon zu viel investiert haben. Zeit. Geld. Emotionen. Identität. Für sie wäre es unerträglich, sich einzugestehen, dass sie einem System vertraut haben, das nicht gesund war. Also verteidigen sie es. Nicht, weil es richtig ist. Sondern weil die Alternative zu schmerzhaft wäre.

Und dann ist da noch etwas sehr Menschliches:
Niemand will der Erste sein, der sagt, dass der Kaiser nackt ist.

Denn wer Zweifel äußert, riskiert Ausschluss.
Wer kritisch wird, verliert seinen Platz.
Wer Fragen stellt, wird selbst zum Problem.

Bis hierher ließe sich all das noch mit klassischem Narzissmus erklären.
Hofstaat. Loyalität. Abwertung von Kritikern.

Doch ab jetzt kippt das Ganze in eine andere Dimension.

Der Gipfel des Eisbergs: Wenn die Queen Bee ihr eigenes System baut

Jetzt geht es nicht mehr nur um Einfluss.
Jetzt geht es um absolute Deutungshoheit.

Die Queen Bee erschafft sich ein eigenes System. Nicht zufällig. Nicht aus einem inneren Ruf heraus. Sondern weil ein System ihr erlaubt, alles zu ordnen, zu erklären und zu kontrollieren.

Dieses System bestimmt ihr ganzes Leben.
Und jeder, der diesem System nicht folgt, ist in ihrer Welt nicht einfach anderer Meinung, sondern falsch. Verloren. Auf dem Weg in den Untergang.

Ganz besonders jene, die einmal Teil davon waren und ausgestiegen sind.

Denn wer das System einmal „gekannt“ hat und sich dann abwendet, stellt nicht nur sie infrage, sondern ihre gesamte Konstruktion.

Und das ist für eine Queen Bee nicht tolerierbar.

Rollen, Würde und künstliche Auserwähltheit

In diesem System kann sie Rollen verteilen, wie es ihr gefällt.

Sie entscheidet, wer würdig ist.
Wer zum inneren Kreis gehört.
Wer wirklich „verstanden“ hat.

Es werden Titel vergeben – nicht nach Reife, sondern nach Gehorsam.
Seelenschwestern.
Seelenbrüder.
Spiritkinder.
Oder was auch immer gerade passt.

Und das Entscheidende daran:
Sie bestimmt, wer würdig ist und wer nicht.

Im Vergleich zum normalen Hofstaat eines Narzissten ist das Level zehn.
Freiwilligkeit spielt hier kaum noch eine Rolle.
Die Auserwählten feiern ihre Aufnahme sogar – als wäre es eine Auszeichnung.

Aussteiger als Bedrohung

Wer dieses System verlässt, wer eine eigene Meinung entwickelt oder sich innerlich entzieht, bekommt sofort ein Etikett.

Energieräuber.
Negative Menschen.
„Zetas“.

Die Queen Bee bestimmt die Wahrnehmung in ihrem System.
Also bestimmt sie auch, wie über Aussteiger zu denken ist.

Sie erklärt alles vor.
Sie liefert die Deutung gleich mit.

Ausgestiegene haben angeblich ein negatives Leben.
Wenn es ihnen gut geht, ist es Fassade.
Wenn es ihnen schlecht geht, ist es der Beweis.

Kontakt ist unerwünscht.
Nicht offen verboten, aber klar missbilligt.

Denn ihre angebliche Negativität sei ansteckend.
Wer mit ihnen spricht, könnte selbst zweifeln.
Hinterfragen.
Rausfallen.

Also bleibt der Hofstaat brav.
Gehorsam.
Still.

Angst war schon immer ein hervorragender Motivator.

Das spirituelle Drohsystem

Dieses System hat eine klare Botschaft, die sie auch öffentlich kommuniziert:

Wer diesem Weg nicht folgt, dem wird etwas Schlimmes passieren.

Nicht vielleicht.
Nicht irgendwann.
Sondern sicher.

Krankheit.
Scheitern.
Blockaden.
Negatives Karma.

Nie als offene Drohung.
Sondern als scheinbar liebevolle Warnung.

Ich will mir gar nicht ausmalen, was auf Menschen zukommt, die diesen Weg nicht gehen.

Klingt harmlos.
Ist es nicht.

Denn ab hier bleibt niemand mehr aus Überzeugung.
Ab hier bleiben Menschen aus Angst.

Das geschlossene Narrativ

Und jedes negative Ereignis eines Aussteigers wird nachträglich gedeutet:

Siehst du? Hättest du auf mich gehört.

So entsteht ein geschlossenes System.
Unwiderlegbar.
Perfekt.

Und selbst wenn es dem Aussteiger gut geht, passt das nicht ins Bild.
Also wird ein neues Narrativ geliefert.

Fassade.
Schauspiel.
Verdrängung.
Ego.

Nachfragen sind nicht erlaubt.
Kontakt ist unerwünscht.

So müssen die Jünger nichts prüfen.
Nichts hinterfragen.
Nichts selbst erleben.

Die Queen Bee denkt für sie.
Deutet für sie.
Warnt für sie.

Und egal, was passiert:
Die Queen hat immer recht.

Wenn jemand sie öffentlich infrage stellt

Sobald jemand die Queen Bee öffentlich infrage stellt, fällt die Maske.
Nicht langsam.
Nicht schrittweise.
Sofort.

Wut.
Gaslighting.
Opferrolle.
Rufmord.

Nicht, weil sie verletzt ist.
Sondern weil sie gesehen wurde.

Denn nichts fürchtet ein Narzisst mehr,
als als das erkannt zu werden, was er ist.

Und ihr Umfeld hilft mit.
Nicht aus Überzeugung.
Sondern aus Angst.

Am Ende bleibt eine einfache Wahrheit

Ein spirituelles System, das behauptet, außerhalb seiner selbst warte Strafe,
ist keine Spiritualität.

Es ist Kontrolle.

Echte Spiritualität macht dich freier.
Dieses System macht dich kleiner.

Und jemand, der ohne Titel, Drohungen und Angst keine Gefolgschaft hätte,
der Wahrheit an sich bindet
und entscheidet, wer sprechen darf,

ist keine Königin.

Sondern ein Machtmuster.
Ein Kartenhaus.

Und das steht nur so lange,
bis jemand geht
und trotzdem stehen bleibt.

LifeArchitect-Einordnung

Was tun, wenn du das erkennst?

Wenn du beim Lesen innerlich genickt hast, dann lass mich dir etwas sagen, so wie ich es einem Freund bei einem Bier sagen würde:

Du musst nichts beweisen.
Du musst niemanden entlarven.
Und du musst ganz sicher keinen Kreuzzug starten.

Das Erkennen einer Queen Bee – mit oder ohne spirituelles System – ist nicht der Auftrag, sie zu „stürzen“. Das wäre nur das nächste Spiel auf demselben Spielfeld. Und dieses Spielfeld frisst Energie.

Der wichtigste Schritt ist viel unspektakulärer – und gleichzeitig viel radikaler:
Du steigst innerlich aus.

Du hörst auf, dich zu erklären.
Du hörst auf, dich zu rechtfertigen.
Du hörst auf, auf Anerkennung zu hoffen, die es nur gibt, solange du funktionierst.

Was du tun kannst – und was sinnvoll ist – ist genau das, was ich hier mit diesem Blogbeitrag mache:
Benennen, dass es diese Muster gibt.
Nicht mit Namen. Nicht mit Anschuldigungen. Sondern mit Klarheit.

Mehr braucht es nicht.

Denn am Ende entscheidet jeder Mensch selbst, ob er folgen will – oder ob er bereit ist, hundert Prozent authentisch seinen eigenen Weg zu gehen. Niemand wird „gerettet“. Niemand wird „aufgeweckt“. Erkenntnis ist immer eine freiwillige Bewegung.

Wenn dich das Thema tiefer interessiert, empfehle ich dir das Buch „Der Guru-Effekt
👉 http://dergurueffekt.lifearchitect.at/

Es hilft, genau diese Dynamiken zu erkennen, ohne sie zu mystifizieren oder zu dämonisieren.

Und noch etwas ganz Wichtiges:
Wenn du gerade aus so einem System ausgestiegen bist und merkst, dass dir der Boden unter den Füßen fehlt – du musst da nicht alleine durch.

Ich habe fast 20 Jahre meines Lebens in genau solchen Strukturen funktioniert. Angepasst. Mitgespielt. Durchgehalten. Ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn man merkt, dass „Sinn“ plötzlich an Bedingungen geknüpft war.

Wenn du Unterstützung brauchst, kannst du dich gerne an mich wenden.
Die Öffentlichkeitsarbeit, das Benennen, das Aushalten von Gegenwind – überlass das ruhig mir. Ich kann das ab.

Es ist nicht deine Aufgabe.

Deine Aufgabe ist viel simpler und viel wichtiger:
Lebe dein Leben.
Ehrlich.
Geerdet.
Menschlich.
Mit den Werkzeugen, die dir nützen.

Ohne Abhängigkeit von der Meinung einer einzigen Person,
die dich nur dann „liebt“,
wenn du funktionierst.

Alles andere ergibt sich von selbst.

Und wer diesen Weg geht, braucht keine Königin mehr.

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